50 Jahre FgF
50 Jahre Verein zur Förderung der genossenschaftswissenschaftlichen Forschung an der Universität zu Köln
Im Jahr 2005 wurde der Verein zur Förderung der genossenschaftswissenschaftlichen Forschung an der Universität zu Köln 50 Jahre alt. Dies nahmen wir zum Anlass, im Anschluss an die Mitgliederversammlung diese 50 Jahre Revue passieren zu lassen.
Dekan, Herr Prof. Herzig, richtete ein Grußwort an die Anwesenden. Darin gab er seiner Bitte Ausdruck, nach diesen 50 Jahren erfolgreicher Fördervereinstätigkeit nicht nachzulassen, da angesichts der Finanznot des Landes NRW und vor dem Hintergrund der Umstrukturierung innerhalb der Universität ein solcher Verein eine sehr willkommene Stütze ist. Er skizzierte die Änderungen im universitären Lehrbetrieb, die mit der Einführung von Lehrmodulen und der ab WS 2007/ 2008 verpflichtenden Umstellung vom bisherigen 8-semestrigen Diplomstudiengang auf 6-semestrige Bachelor- und dem daran anschließenden 4-semestrigen Masterstudiengang zu erwarten sind. Auch die Forschungslandschaft befindet sich im Umbruch. Stichworte liefert hier die sog. „Exzellenzinitiative“ der Bundesregierung, die herunter gebrochen drei Bereiche betrifft: die sog. Exzellenz-Cluster, die Exzellenz- bzw. Graduierten-Schulen und die sog. Elite-Universität. Die Universität zu Köln beschränkt sich zunächst auf die beiden ersten Bereiche und wird mindestens in zwei Exzellenz-Cluster und auch im Bereich Graduiertenschule Angebote entwickeln, die demnächst evaluiert werden. Auch die Universität ist auf mehr Wettbewerb eingestellt. Zusammen mit dem nun zugewiesenen Global¬haushalt, dessen Finanzmittel von der Universität selbstständig verwaltet und den Fakultäten, Seminaren und Instituten zugewiesen werden, kommen viele neue Herausforderungen auf die Universität zu. Herzig betont, dass gerade in solchen Situationen es sehr hilfreich ist, unterstützende Institutionen wie den Förderverein an der Seite zu wissen.
Auf Einladung des Vereins moderierte Heinz Schneider (RWGV) eine „Talkshow“ mit Zeitzeugen des Vereins: Prof. Werner Wilhelm Engelhardt, Frau RA Riebandt-Korfmacher, Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Zerche, Prof. Dr. Claus Peter Mossler, Dr. Veit Luxem sowie Prof. Dr. Hans Jürgen Rösner. Prof. Engelhardt, seinerzeit wissenschaftlicher Assistent des Wiederbe¬grün¬ders des Seminars für Genossenschaftswesen nach dem 2. Weltkrieg, Prof. Gerhard Weisser, konnte als Protokollant der Gründungsveranstaltung einiges zur Inten¬tion der Gründer mitteilen. Er hatte – ebenso wie Frau Riebandt-Korfmacher – an der zuvor stattgefundenen Interna¬tionalen Genossenschaftswissenschaftlichen Tagung zum Thema „Die Morphologie der einzelwirtschaftlichen Gebilde und ihre Bedeutung für die Einzelwirtschaftspolitik“ in Köln teilgenommen. Engelhardt weist darauf hin, dass an der Gründungsveranstaltung wichtige Vertreter der gesamten Breite des Genossenschaftssektors beteiligt waren. Der Verein war sicherlich zur Verbreiterung der finanziellen Basis für das Seminar für Genossenschaftswesen wichtig. Daneben war er aber auch von Anfang an eine Brücke zwischen der Wissenschaft und der Praxis.
Dies bestätigte auch Frau Riebandt-Korfmacher. Sie wies auf die Zeit des großen Umbruchs nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches hin. Die Strukturen, die in den 12 Jahren zuvor massiv verändert und auf zentralistische Verwaltung hin ausgerichtet waren, wurden nun wieder neu geändert oder errichtet. Für die Praxis erschien die wissenschaftliche Be¬glei¬tung dieses Prozesses notwendig. Junge Wissenschaftler schrie¬ben damals in den Verbandszeitschriften und beschäftigten sich mit den Fragen der Praxis auf wissenschaftlichem Hintergrund und gingen dann oft an herausragende Stellen in die Genossenschaftspraxis. In Zusammenhang mit dem Förderverein gab es damals keine festlichen Veranstaltungen, sondern man wurde als Vereinsmitglied eingeladen, an privaten und fachlichen Gesprächen mit Prof. Weisser und seinen Assistenten sowie an herausragenden Vorlesungen teilzunehmen.
Seit 1977 bis in die jüngere Vergangenheit waren Prof. Zerche und Prof. Mossler maßgeblich an den Geschicken des Vereins beteiligt. Als geschäftsführender Direktor des Seminars für Genossenschaftswesen prägte Prof. Zerche die Arbeit im Seminar und die des Vereins in seinen 26 Jahren als stellvertretender Vorsitzender nachhaltig. Aufgrund seiner Lehraufträge seit Anfang der 1980er Jahre sowie seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Fördervereins in den Jahren 1990 bis 2003 wusste auch Prof. Mossler über die Situation der Lehre und Forschung im Seminar für Genossenschaftswesen. Zerche und Mossler berichteten beide über ideologische Vorbehalte gegenüber dem Genossen¬schafts¬wesen innerhalb der Kölner Fakultät, aber auch in der Öffentlichkeit zu berichten. Sie gaben dem Seminar eine Neuorientierung hin zur verstärkten Berücksichtigung der Kreditgenossenschaften – ohne dass die anderen genossenschaftlichen Bereiche aus den Augen verloren wurden – in Lehre und Forschung vor dem Hintergrund gängiger volks- und betriebs¬wissenschaftlicher Theoriebildung. Der Verein wurde – wenn man die Mitgliederentwicklung betrachtet – zu einer Blüte geführt.
Die zukünftige Entwicklung, die der Dekan schon für die gesamte Universität in seinem Grußwort skizzierte, wird Auswirkungen auf das Fach Genossenschaftswesen, die aber nicht endgültig vorhersehbar sind. Prognostizierbar ist aus Sicht von Prof. Rösner, dass die Umstellung der Studiengänge auf den nach sechs Semestern zu erlangenden Bachelor-Abschluss für die „kleinen“ Fächer, wie es das Genossenschaftswesen ist, Nachteile haben wird Die für das Fach Genossenschaftswesen zuständigen Hochschullehrer versuchen hier gegenzusteuern, indem sie die Lehrinhalte in Wahlbereichsangeboten der Betriebswirtschaftslehre anbieten. So besteht eine Kooperation mit der Bankbetriebslehre und namentlich mit Prof. Hartmann-Wendels. Aber vor allem im Masterstudiengang soll das Fach Genossenschaftslehre seine Bedeutung erhalten, um hier wieder mehr Nachwuchskräfte für Doktorarbeiten aus dem Themenbereich des Genossenschaftswesens gewinnen zu können.
Dr. Veit Luxem, der als langjähriger Vorstand einer Kreditgenossenschaft gut die Sicht der Praxis und als ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand von Prof. Zerche das Seminar für Genossenschaftslehre aus interner Anschauung kennt, betonte den Stellenwert, den die kleine, überschaubare Einheit des Genossenschaftsseminars im Gesamtgefüge der Universität zukommt. Auch fordert er auf, die Verknüpfung zwischen Lehre, Forschung und Praxis weiter auszubauen und benennt aktuelle Themen – wie die Willensbildung im Verbund, die Änderung des Genossenschaftsgesetzes, das Verbundrating – die von der Wissenschaft in Forschung und Lehre aufgenommen werden sollten.
Abschließend wünscht sich Frau Riebandt-Korfmacher, dass die Zeiten, in denen das Genossenschaftswesen insbesondere ideologisch bewertet wurde, beendet sein mögen und hofft auf eine stärkere wissenschaftliche Betrachtung und dabei rechtswissenschaftliche Analyse aktueller Probleme. Dabei betont sie die Prozesse in Zusammenhang mit der Globalisierung und Privatisierung, die auch von der Wissenschaft in ihren Auswirkungen für die Genossenschaften analysiert werden müssen.